FRANEK als die Soldaten Schäfer waren (when the soldiers were sheperds)

Ein Erinnerungskaleidoskop - Malerei. Objekte. Artefakte

2015

Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr

 Kunstmuseum  Mülheim
W  Dr   Mã¼Ller  Remmert  Franek  Dr   Reese  Img 0655

...“Kriegsberichte und Flüchtlingsströme lösten bei FRANEK den Impuls aus, sich den inneren Bildern aus Kindheit und Jugend sowie der eigenen Bildvergangenheit erneut zu stellen. Der schöpferische Prozess der Erinnerungsarbeit brachte Bilder hervor, die weit über die eigenen Erfahrungen hinausgreifen: Assoziationsketten werden freigesetzt, die nicht nur für die Generation der im Krieg Geborenen Signalkraft haben.

Zu ihrem Lese- und Künstlerinnenbuch „als die Soldaten Schäfer waren“, in der Nicolaischen Verlagsbuchhandlung erschienen, sind in den letzten Jahren Arbeiten entstanden, in denen FRANEK den Einfluss der Kindheitserlebnisse auf ihr Werk untersucht. Schicht für Schicht legt sie Erinnerungen frei und verschränkt sie so, dass Realität und Fiktion miteinander verschmelzen. Entstanden sind kleinformatige Bilder auf Fermacell-Platten, die zwischen Malerei und Zeichnung changieren. Sie erzählen von dem Ausgeliefertsein eines heranwachsenden Mädchens an eine Welt, die sich als bedrohlich und zerstörerisch erweist. Dabei schafft sie über einzelne Motive immer wieder traumhafte Bezüge zu den weltweiten Kriegssituationen und Flüchtlingsströmen der Gegenwart. So blicken auf einer Tafel drei mit Burkas bekleidete Frauen in ein Zimmer, in dem ein Kind in Anlehnung an die Geschichte von „Paulinchen“ im Struwwelpeter zündelt. Jedem Bild hat die Künstlerin eine kleine Geschichte als eine Art Subtext beigegeben. Als Dokumente und persönliche Erinnerungsstücke sind das Tagebuch der noch jungen FRANEK, Briefe an den Vater, Presseberichte über seine Rückkehr sowie Kleidungsstücke, die das Mädchen auf der Flucht von Potsdam nach Mülheim getragen hat, ausgestellt. Diese Fundstücke haben FRANEK immer wieder zu assoziativen Bildmotiven angeregt. Damit eröffnen sich die Bildzusammenhänge auf eine ganz eigene Weise. Neben ihren Bildern waren ihre persönlichen Bildspeicher, die „Wunderkammern“, zu sehen: Bricolagen auf Holz. Figuren aus Radierungen der 1960er- und 1970er-Jahre, frühe Zeichnungen, Textfragmente, iPhone-Zeichnungen, gravierte Spiegel und diverse Fundstücke sind zu assoziativen Collagen auf schwarz grundierten Tafeln zusammengefügt.“ (Auszug)

Beate Reese

In Jahrbuch 2016 Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr

W Palmyra Zenobia 2015 05 26 13 51 41